Costa Blanca Magazin

Rechtsstreit an der Costa Blanca - Was Sie wissen sollten

Rechtsstreit an der Costa Blanca: Was Residenten wissen sollten

Vom Nachbarschaftskonflikt bis zur Kündigung – so funktioniert das spanische Rechtssystem, wo die Unterschiede zu anderen Ländern liegen und warum der Weg vor Gericht oft anders verläuft als gedacht.

Manchmal reicht ein Gespräch nicht mehr – dann übernehmen Anwälte und Gerichte. Wer als Resident an der Costa Blanca in einen Rechtsstreit gerät, merkt schnell: Das spanische Recht folgt eigenen Regeln. Nicht nur die Sprache ist anders, auch Abläufe, Rollen und Formalitäten unterscheiden sich deutlich von den Systemen vieler Herkunftsländer. Wer diese Unterschiede kennt, spart im Ernstfall Zeit, Geld und Nerven.

Zivilrecht – Verträge, Nachbarn und Immobilien
Ob Streit um die Miete, Ärger mit dem Nachbarn oder Probleme beim Immobilienkauf – viele zivilrechtliche Auseinandersetzungen landen vor den „Juzgados de Primera Instancia“ in Städten wie Alicante, Dénia oder Benidorm.

Ein wesentlicher Unterschied zu vielen anderen europäischen Verfahren: In Spanien braucht man nicht nur einen Anwalt (Abogado), sondern auch einen Procurador. Dieser ist der offizielle Vertreter gegenüber dem Gericht und unverzichtbar für die Durch­führung des Prozesses.

Arbeitsrecht – kurze Fristen, klare Abläufe
Kündigungen müssen in Spanien begründet und korrekt dokumentiert sein. Vor einem Gerichtsverfahren ist ein Schlichtungsversuch beim CMAC (Centro de Mediación, Arbitraje y Conciliación) verpflichtend. Scheitert dieser, entscheidet das „Juzgado de lo Social“.
Die Fristen sind knapp: Nur 20 Arbeitstage ab Erhalt der Kündigung bleiben für eine Klage. Bei unrechtmäßigen Kündigungen können Abfindungen von 20 bis 33 Tagesgehältern pro Beschäftigungsjahr fällig werden.

Formalitäten, die oft unterschätzt werden
• Verträge prüfen lassen – besonders bei Miet- oder Immobilienverträgen auf fragwürdige Klauseln achten.
• Beweise sichern – E-Mails, Fotos, Quittungen und Screenshots können entscheidend sein.

• Früh juristischen Rat einholen – am besten von Kanzleien mit Erfahrung im spanischen und internationalen Recht.
• Übersetzungs- und Nebenkosten ein­planen – diese kommen oft zusätzlich zu Gerichts- und Anwaltsgebühren hinzu.

Mediation – eine Alternative zum Prozess
Nicht jeder Streit muss vor Gericht enden. Mediations- und Schiedsstellen sind an der Costa Blanca gut etabliert – besonders bei nachbarschaftlichen oder geschäftlichen Konflikten. Sie sind oft schneller, günstiger und weniger belastend als langwierige Gerichtsverfahren.
Recht zu haben ist das eine – es auch zu bekommen, ist in Spanien oft eine Frage guter Vorbereitung. Wer das Rechtssystem kennt, frühzeitig Rat einholt und alle Unterlagen sauber vorbereitet, vermeidet viele Stolperfallen. Und manchmal gelingt es so sogar, den Weg vor Gericht ganz zu umgehen.

Wichtig zu wissen

▶ Gerichtssprache ist ausschließlich Spanisch – wer die Sprache
nicht sicher beherrscht, muss selbst für einen vereidigten Dolmetscher sorgen.
▶ Kostenrisiko: Wer verliert, zahlt
in der Regel auch die Anwalts- und
Gerichtskosten der Gegenseite.