Costa Blanca Magazin

Zwei Perspektiven - Goya in Zaragoza und Gehry in Bilbao

Zwei Perspektiven, ein Anspruch: Kunst, die bewegt

Ein Blick auf zwei Orte, an denen Kunst Geschichte schreibt

Nicht alle Kunst hängt in Museen – doch manche Museen erzählen selbst Kunstgeschichte.
Im aktuellen HOTSPOT nehmen wir Sie mit an zwei Orte in Spanien, die unterschiedlicher kaum sein könnten und doch eins verbindet: ihre kulturelle Strahlkraft. In Zaragoza folgen wir den Spuren Francisco de Goya, dessen Werk und Wirken in der Stadt bis heute sichtbar ist. Und in Bilbao besuchen wir das spektakuläre Guggenheim-Museum, das nicht nur mit seiner Sammlung, sondern mit seiner Architektur selbst zum globalen Kunstereignis wurde.
Zwei Städte, zwei künstlerische Welten – beide absolut eine Reise wert.

Guggenheim-Museum Bilbao: Wo Architektur Kunst wird
Mit seiner skulpturalen Fassade aus Titan, seiner organischen Formensprache und international renommierten Ausstellungen hat das Guggenheim-Museum Bilbao weit mehr bewirkt als eine neue Kulturadresse: Es hat die Identität einer ganzen Stadt neu definiert.
Heute zählt es zu den bedeutendsten Museen für moderne und zeitgenössische Kunst weltweit – und ist ein Pflichtziel für alle, die Kunst und Architektur als lebendigen Dialog begreifen.

Entworfen vom Stararchitekten Frank O. Gehry und 1997 eröffnet, gilt das Gebäude selbst als Meisterwerk des Dekonstruktivismus. Die geschwungenen Titanplatten, transparente Galerieelemente und die Einbindung in das Ufer des Nervión-Flusses erzeugen eine skulpturale Präsenz, die Architektur neu interpretiert – als Erlebnisraum, nicht als statisches Objekt. Die fließenden Linien greifen Bewegung, Umgebung und Licht auf und fordern klassische Architekturkonzepte heraus.
Im Inneren entfaltet sich eine eindrucksvolle Sammlung internationaler Gegenwartskunst des 20. und 21. Jahrhunderts – mit Werken von Louise Bourgeois, Jenny Holzer, Jeff Koons, Mark Rothko, Anselm Kiefer oder Richard Serra. Letzterer ist mit der monumen­talen Installation „THE MATTER OF TIME“ dauerhaft vertreten – eine Raumskulptur aus verwittertem Stahl, die Besucher durchwandern und dabei Raum, Bewegung und Zeit physisch erleben können.

Auch das Außengelände ist Teil des Gesamterlebnisses: die riesige Spinne Maman von Louise Bourgeois oder der blumengeschmückte Hund Puppy von Jeff Koons sind längst zu kulturellen Wahrzeichen Bilbaos geworden – fotografiert, diskutiert und weltweit bekannt.

Doch das Guggenheim ist mehr als Kunstort. Es gilt als Katalysator des städtischen Wandels – Symbol des sogenannten „Bilbao-Effekts“. Mit ihm hat die Stadt den Wandel vom industriellen Ballungsraum zur innovativen Kulturmetropole vollzogen. Stadtplaner, Architekturbüros und Kulturpolitiker weltweit verweisen bis heute auf dieses Beispiel, das zeigt, wie visionäre Architektur und mutige Investitionen in Kultur weit über den Kunstbetrieb hinaus wirken können.

Auf Goyas Spuren in Saragossa
Saragossa, im Herzen Aragoniens gelegen, verbindet eindrucksvoll Geschichte und Gegenwart.
Als Hauptstadt der Region vereint sie maurisches Erbe, barocke Pracht und zeitgenössische Kultur – und bietet so einen faszinierenden Rahmen, um das Leben und Werk von Francisco de Goya neu zu entdecken.

Die Stadt am Ebro beeindruckt durch ihre markanten Bauwerke: Die mächtige Basílica del Pilar mit ihren Kuppeln prägt das Stadtbild, während der maurisch geprägte Aljafería-Palast Zeugnis einer multikulturellen Vergangenheit ist. Dazwischen laden Jugendstilfassaden und moderne Architektur zu einem Spaziergang durch verschiedene Epochen ein.

Doch Saragossa ist nicht nur architektonisch spannend – sie ist auch untrennbar mit dem Namen Goya verbunden. Hier nahm seine Karriere ihren Anfang: Als junger Künstler gestaltete er die Deckenfresken der Seitenkuppel Regina Martyrum in der Basílica del Pilar.

Diese Arbeiten im Stil des Rokoko zeigen bereits sein technisches Können und seine besondere Handschrift – ein spannender Kontrast zu seinen späteren, expressiven und oft düsteren Werken.

Wer tiefer eintauchen möchte, besucht das Museo Goya – Colección Ibercaja, das als bedeutendste Goya-Sammlung der Stadt gilt. Neben Gemälden finden sich hier vor allem seine berühmten Druckgrafik-Serien: Los Caprichos, Los Desastres de la Guerra und Los Disparates – kritische, oft schonungslos ehrliche Bildwelten, die Goyas Blick auf Gesellschaft, Politik und Menschlichkeit offenlegen.

Ergänzt wird die Goya-Präsenz in der Stadt durch das Museo de Zaragoza, das besonders Werke aus der frühen Schaffenszeit zeigt – religiöse und allegorische Motive, die Rückschlüsse auf seine künstlerische Entwicklung ermöglichen.

Ein besonderes Ziel für Goya-Enthusiasten liegt etwas außerhalb: Fuendetodos, rund 45 Kilometer südlich von Saragossa, ist Goyas Geburtsort. Das dort originalgetreu rekonstruierte Geburtshaus und das angeschlossene Museum bieten Einblicke in die Drucktechniken und Radierungen des Künstlers – ein ruhiger, aber eindrucksvoller Ort für alle, die sich intensiver mit dem Menschen Goya auseinandersetzen möchten.

Ein Rundgang durch Saragossa ist damit weit mehr als nur ein kunsthistorischer Spaziergang. Es ist eine Reise zu den Anfängen eines Künstlers, der die Grenzen der Malerei gesprengt und über Jahrhunderte hinweg nachgewirkt hat – und der hier, zwischen barocken Kirchen, modernem Stadtleben und tief verwurzelter Geschichte, noch immer spürbar ist.