Costa Blanca Magazin

Café con leche mit Axel Berger - Zwischen Meer & Mensch

Zwischen Meer, Menschen und mediterraner Lebensart

Ex-Soldat, Taucher, Gastronom: Axel Berger spricht über Leidenschaft, Umweltschutz und mediterrane Lebensfreude in Dénia.

Ex-Soldat, Tauchlehrer, Zivilschützer, Gastronom – Axel Berger ist keiner, der Dinge halb macht. Seit fast drei Jahrzehnten lebt er in Spanien, arbeitet unter Wasser, hilft im Ernstfall an Land und hat mit dem Da Marc in Dénia ein neues Herzensprojekt geschaffen. Im Rahmen unserer Reihe Café con leche sprach Ben Weidner mit ihm über Berufung, Verantwortung und italienische Lebensfreude.

Axel, du hast Deutschland vor fast 30 Jahren hinter dir gelassen und bist nach Spanien gegangen – was hat dich damals bewogen, diesen Schritt zu wagen?
Nach meinem Studium und zwölf Jahren bei der Bundeswehr war ich oft im Ausland im Einsatz – genauso wie meine Frau Cora. Wir haben viel gesehen, aber Spanien hat uns einfach gepackt: die Mentalität, die Sprache, das Lebensgefühl. Über ProTec – Professional Technical Diving konnte ich hier meine Selbstständigkeit im Tauchsport aufbauen. Heute bin ich Kursinspektor für die Ausbildung und Prüfung von Tauch­lehrern in ganz Spanien.

Du hast also dein Hobby zum Beruf gemacht – und trotzdem unterrichtest du heute auch Motorbootfahren.  Wie kam das dazu?
Tauchen bleibt mein Hauptberuf, keine Frage. Aber ich bilde auch Menschen mit Handicap aus – das liegt mir besonders am Herzen. Die Bootskurse mache ich nur gelegentlich, einfach weil mir das Unterrichten Freude macht. Und weil ich so den Respekt vor dem Meer vermitteln kann – das ist mir wichtig.

Apropos Meer – du engagierst dich sehr stark für dessen Schutz, oder?
Ja, absolut. Ich bin seit vielen Jahren Mitglied bei Sea Shepherd und habe vor etwa zehn Jahren „Guardian del Mar“ gegründet. Dort bringen wir Kindern und Jugendlichen das Thema Umweltschutz näher – die Kleinen sammeln Müll am Strand, die Großen helfen, Abfälle aus dem Meer zu holen. Das ist gelebte Verantwortung, und es macht mich stolz zu sehen, wie ernst die Kids das nehmen.

Du bist aber nicht nur im Wasser aktiv, sondern auch an Land – bei der Protección Civil. Wie kamst du dazu?
Während der Pandemie wollte ich nicht untätig sein und habe die Ausbildung zum Vigilante de Seguridad gemacht, später auch Prüfungen in Brandbekämpfung, Sanitätsdienst und Katastrophenschutz abgelegt. Ich finde, wer hier lebt, sollte sich integrieren – und auch etwas zurückgeben.

Du warst einer der ersten Helfer bei der Flutkatastrophe in Valencia – das muss unglaublich gewesen sein.
Ja, das war eine extreme Erfahrung. Um 20:13 Uhr kam der Alarm, eine Stunde später waren wir im Einsatz – noch vor dem Militär. Ganze Stadtteile standen unter Wasser, über 100.000 Fahrzeuge wurden weggespült. Wir suchten nach Menschen und Tieren, pumpten Keller leer, arbeiteten bis zur Erschöpfung. Später nahmen wir an der „Operación Moncada“ teil und wurden mit dem Ehrenkreuz am roten Band in Gold ausgezeichnet. Ein Moment voller Demut – und Stolz auf mein Team.
Nach solchen Einsätzen wirkt Gastronomie fast wie ein Gegenpol.

Wie kam es dazu, dass du mit einem Freund ein Restaurant eröffnet hast?
(Axel lächelt). Ein Freund von mir hatte die Idee, und ich habe meine gastronomische Erfahrung eingebracht. So entstand das „Da Marc“ in Les Marines – ein italienisches Restaurant mit offener Küche und einem tollen Team aus Sizilien. Alles wird frisch zubereitet, keine Convenience-Produkte: über 40 Pizzasorten, hausgemachte Pasta, frischer Fisch, Fleisch aus Galicien und Argentinien sowie Desserts wie Tiramisu oder Focaccia mit Knoblauch und Tomaten.

Das klingt nach echter Leidenschaft für gutes Essen.
Ist es auch. Wir servieren italienische und spanische Weine, Budvar, Peroni und das seltene Lupia-Bier vom Fass. Und unser 3-Gänge-Mittagsmenü kostet 16 Euro – gutes Essen sollte für alle erschwinglich sein.

Bei all dem Engagement – wie schaltest du eigentlich ab?
Wir reisen gern, und ich liebe Abenteuer. Ich bin mit Pferd und Wagen den Camino Levante gereist und 400 Meilen den Yukon mit dem Kanu hinuntergepaddelt. Heute freue ich mich über ruhigere Momente – mit unseren drei Hunden und natürlich mit meiner Frau Cora. Ohne sie wäre vieles nicht möglich. Zur Silberhochzeit habe ich sie auf Teneriffa noch einmal geheiratet – sicher ist sicher! (lacht)